Tageslosung 26. März

Thu, 26 Mar 2020 12:38:13 +0000 von Karl-Otto Scholz

"Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen."
Psalm 38,19
 
Beichtstühle kann man sich in fast allen katholischen Kirchen anschauen. Es sind hölzerne Installationen mit seltsamer Ausstrahlung. Draußen sind Tafeln, die anzeigen, welcher Priester wann die Beichte abnimmt. Drinnen trennt ein Gitter den Geistlichen von dem, der das Seelsorgegespräch sucht. Es sind Orte intensiver Zwiegespräche, und katholische Geistliche sind gehalten, Hilfe in seelischen Nöten zu geben. Jemanden verurteilen oder bestrafen - das war gestern. Protestantische Pfarrerinnen und Pfarrer werden ebenfalls gründlich geschult und sensibel vorbereitet, um das richtige Hören im Gespräch mit Gemeindegliedern einzuüben. Dort tut es nicht der Beichtstuhl im öffentlichen Raum sondern die Sitzgruppe im Amtszimmer, geschützt durch eine gefütterte Doppeltür.
 
Ob es wohl noch viele Erwachsene gibt, die etwas zu bekennen haben? Ja - sicher! Aber gehen alle, die etwas bedrückt, zur Beichte? Die Protestanten kennen den Usus des Beichtens kaum mehr, aber auch bei den Katholiken beichten nur noch dir gefestigten Glaubensanhänger. Stattdessen sind die Praxen der Psychoanalytiker und Psychiater überlaufen. Da hat sich etwas verschoben. Nicht eine geistliche Sünde soll mehr vor Gott bekannt und von der Seele genommen werden, sondern man möchte eine Krankheit diagnostiziert und therapiert haben. Am besten wäre es, wenn es eine Tablette gegen Kummer und schlechtes Gewissen gäbe. Dabei hat das Aussprechen dessen, was belastet, schon an sich therapeutische Wirkung. Jeder weiß, dass man manches in sich hineinfrisst, wenn man keinen Gesprächspartner hat. Ängste sind nur halb so erschreckend, wenn man sie teilt. 
 
Im Psalm 38 - bezeichnet wird er als der „Dritte Bußpsalm“ - fühlt der Betende eine elementare Zerschlagenheit an Leib und Seele. Taubheit und Sprachlosigkeit martern ihn. Und die Menschen in der Nähe scheinen sich zurückzuziehen. Den Zorn Gottes aber spürt er wie einen Hagel Pfeile. So sehr kann tief empfundene Sünde schmerzen. Was ist das Geheimnis, dass er sich am Ende doch zum „Ich harre auf dich, Gott“ durchringt? Es ist seine Gewissheit, dass Gott ihn hört, dass sein Schöpfer ihm nahe bleibt in aller eigener Schuld. Das Aussprechen dessen, was belastet, vor Gott hat seine Wirkung. Reine Erlösung.
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